1212
Ein Opernprojekt von Dietrich Lohff
nach einem Libretto von Wolfgang Röhricht
Das Projekt
Im Jahr 2012 jährt sich ein seltsames und bis heute nicht recht erklärbares Ereignis: die beiden Kinderkreuzzüge
des Jahres 1212. Tausende von Kindern versammeln sich - ohne voneinander zu wissen - in Deutschland und in Frankreich,
um das heilige Land für die Christenheit zurüch zu erobern. In Köln sollen es mehr als 20.000 Kinder zwischen 6 und
vierzehn Jahren gewesen sein. Angeführt wurden sie von Nikolaus, einem ungefähr 13/14 jährigen Jungen aus Köln. In
Frankreich ist es Stephane, ein - vermutlich - 12 jähriger Junge. Er beginnt seinen Kreuzzug in Vendomes.
Ende Juni 1212 befanden sich zehntausende Kinder auf dem Marsch, die einen nach Marseille, wo sie sich einschifften,
um in einem Schiffbruch bzw. in der Sklaverei zu enden. Die anderen, deutschen Kinder gelangten nur unter großen
Verlusten über die Alpen; ein Teil von Ihnen, mit Nikolaus, kam bis Rom, von wo aus sie von Papst Innozenz III.
zurückgeschickt wurden.
An Hand von einträgen in verschiedenen Chroniken, kann der Zug der deutschen Kinder ungefähr rekonstruiert werden.
Von Köln zog die Gruppe den Rhein entlang über Trier nach Speyer und von da durch das Elsass. Die Reise muss ziemlich
erschöpfend gewesen sein. Eine Chronik aus Köln berichtet, dass bereits vor der Überquerung der Alpen viele der
Teilnehmer vor Hunger und Durst gestorben seien. Wo genau die Alpen überquert worden sind, ist aus Quellen schwer
ersichtlich. Die Häufung von Einträgen in bayerischen und österreichischen Chroniken lässt die Vermutung zu, dass
der Zug über den Brenner in die Lombardei gelangte.
Der Heidelberger Komponist Dietrich Lohff hat sich vorgenommen, an diese furchtbare Begebenheit
mit einem musikdramatischen Werk zu erinnern. Er arbeitet zur zeit an einer Oper, welche die beiden Kreuzzüge zum
Thema hat. Wolfgang Röhricht hat ihm für dieses Projekt ein Libretto geschrieben, das im Wechsel der Szenen
sowohl die Schicksale der deutschen, als auch der französischen Kreuzzugskinder schildert.
1212 ist Lohffs vierte Oper. Vorher entstanden die Opern "Franz von Assisi", "Luther" und "Jochanaan". Die
Tonsprache Lohffs ist konsequent tonal, wenn auch gelegentlich erweitert. Der Musikkritiker Rainer Köhl hat sie
folgendermaßen beschrieben. "Religiöse, sozialkritische oder ethisch aufrechte Botschaften mit musikalisch
anspruchsvollen und zugleich populären Mitteln zu vermitteln, darum geht es Dietrich Lohff in den meisten seiner
großen Kompositionen. Das ist ein hoher Anspruch, der dem Heidelberger Komponisten immer wieder aufs Neue sehr
überzeugend gelingt."
Derzeit liegen die ersten 28 Minuten des Werks in digitalisierter Klangrealisation vor. Desweiteren hat der Komponist
einen provisorischen Klavierauszug erstellt. Dadurch ist es möglich bereits vor Fertigstellung der Oper eine
präzisere Vorstellung von der eindrucksvollen und vielfältigen musikalischen Sprache Lohffs zu bekommen.
Im Zentrum der Oper stehen die Kinder. Ihnen hat der Komponist deshalb breiten Raum gegeben und in den ersten
drei Nummern zwei größere Passagen gewidmet. 1212 legt eine Zusammenarbeit von Knaben- oder Kinderchören und
dem entsprechenden Opernhaus nahe. Es drängt sich ebenso eine Kooperation französischer, schweizerischer und deutscher
Opernhäuser auf.
Was sich damals abgespielt hat, ist ein Ereignis von europäischer Tragweite.
Möglichkeiten der Realisation
1
Normalerweise sind Opern für Kinder meist nur für Kinder reduzierte Erwachsenenopern ("Papageno spielt auf der
Zauberflöte"). 1212 dagegen ist eine Oper, bei der Kinder im Zentrum des Geschehens stehen. Man braucht, um
sie aufzuführen, Kinder - und zwar viele. Viel mehr als der Kinderchor eines Theaters normalerweise zur Verfügung hat.
Es gibt in Europa - besonders in Deutschland und Österreich - viele hochqualifizierte Knabenchöre. Für diese
Chöre wäre es sicher ein spektakuläre Sache, wenn sie das Ghetto ihrer üblichen Auftrittsorte verlassen und als
Hauptperson einer Oper agieren würden. Das würde ihr Image erheblich verändern im Übrigen ist in dem Jahr 1212, in
dem die beiden Kreuzzüge stattfanden, ja uch der Thomanerchor gegründet worden.
2
Man kann aber auch bei 1212 an Kinder denken, die bislang weder mit Chorgesang noch mit Theater zu tun hatten.
Schließlich müssen nicht alle Akteure singen können. Da liegt der Gedanke nahe, die Akteure (Statisten und Chorsänger)
in theaterfernen Bevölkerungsschichten zu suchen. So etwas wäre wohl am besten in die Hände von Theaterpädagogen und
Musiklehrern gelegt.
Wählt man diese Variante der Realisation, müsste man auf die Schulhöfe und in die Klassenzimmer der Grund-,
Haupt-, realschulen und Gymnasien gehen und dort für die mitwirkung werben. In den Projekt, das der Film "Rhythm is it"
zeigt, ist dieser Weg schon einmal erfolgreich gegangen worden. Die pädagogischen Implikationen eines solchen
Opernprojektes liegen auf der Hand. Bei dem Stück können soviel Kinder mitwirken, wie auf der Bühne Platz haben.
3
Eine sehr sinnvolle Möglichkeit wäre die Zusammenarbeit von einem quaifizierten Chor und Kindern, sie sonst nur auf
dem Schulhof oder gar nciht singen.
Man braucht für die Aufführung von 1212 ein professionelles Ensemble von Sängern, ein Orchester und einen
angemessenen Ort. Die Musik bietet Akteuren und Zuhörern keinerlei Verständnisschwierigkeiten. Sie ist - besonders
in den Partien des Kinderchors - strikt tonal und deshalb für Kinder gut zu singen. Darauf hat der Komponist
konsequent geachtet.
1. Teil
2. Teil
3. Teil
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